Rückblick „Global nachhaltige Entwicklungsziele (SDGs) und die große Transformation? – von hehren Zielen zu konkreten Schritten“ (01.&02.07.)
Unter diesem Titel trafen sich entwicklungspolitisch Interessierte aus und um das EPN Hessen in Frankfurt, um in der gemeinsamen Diskussion die mit den 17 globalen Ziele nachhaltiger Entwicklung/Sustainable Development Goals (SDGs) verbundenen Chancen für gemeinsame inhaltliche Klärung und Mobilisierung zu diskutieren, ohne dabei die strukturellen Begrenzungen und Herausforderungen aus dem Blick zu verlieren. Den Auftakt machte Jens Martens vom Global Policy Forum (GPF), der hervorhob, dass mit den multidimensionalen SDG die ökologische Dimension in die Entwicklungsdebatte zurückgekehrt sei und es sowohl Umsetzungsziele als auch entsprechende Mechanismen gäbe. Gleichwohl gibt es auch Widersprüche in und zwischen einzelnen Zielen und es wird auf die zivilgesellschaftlichen AkteurInnen ankommen, die Bearbeitung dieser Widersprüche etwa im Hinblick auf Armut oder nachhaltiges Wachstum und Konsum einzuklagen.
Rahime Diallo illustrierte am Beispiel Guineas die Schwierigkeiten Nachhaltigkeitsziele im Rahmen der betriebenen ressourcenintensiven nachholenden Entwicklungsstrategie zu verfolgen. Während auf politischer Ebene kaum eine Verankerung des Prozesses nachweisbar sei, betonte er die Chance einer entsprechenden Umsetzung durch den privaten Sektor. Bezogen auf die Bundesrepublik Deutschland müsse das „do no harm“-Prinzip und die Einhaltung von Menschenrechten auch bei wirtschaftlichen Akteuren aus Deutschland eingehalten werden – zumal die SDGs auch für eine Neuformierung bereits bestehender Grenzen und Rechte stünden und selbst dekolonisiert werden müssten.
WS1, Die SDGs in Bewegung: Flucht, Migration und Entwicklung: Es besteht die Notwendigkeit, Rechte und den Schutz von Geflüchteten und MigrantInnen innerhalb der globalen Agenda dezidiert zu berücksichtigen, dies z.B. durch Stärkung des Ziels 17 – „Umsetzungsmittel und Globale Partnerschaft stärken“ (siehe hierzu auch den Artikel unter „Glokales“).WS2, Bildung für alle! Gestaltungsräume der Agenda 2030: SDGs bieten die Chance, neue Allianzen einzugehen, neue Zielgruppen zu erreichen und neue Themenfelder zu bearbeiten, etwa durch die Schaffung hessenweiter Jugendforen oder- gruppen , die zu den SDGs arbeiten sowie eines EPN Forums zu den SDGs für das gerade auch migrantisch-diasporische Organisationen gewonnen werden sollen.Der große Querschnitt in der großen Transformation? SDGs und Geschlechtergerechtigkeit: Das Ziel der Geschlechtergleichheit ist breit gefasst und wird als Querschnittaufgabe nicht nur in den SDG verankert sondern auch auf höchster Politikebene anerkannt (bspw. beim G7 Gipfel). Nun gilt es für zivilgesellschaftliche Gruppen, diese Querschnittsaufgabe auch wieder stärker in der eigenen Arbeit zu verankern und sich aktiv am Umsetzungsprozess zu beteiligen. Vor allem auch, weil längst nicht alle Frauen oder GenderaktivistInnen aus Süd wie Nord Einfluss auf die Entstehung, Institutionalisierung und Implementierung von Genderzielen hatten.Der Workshop zum Stellenwert der SDGs im EPN Hessen und deren Umsetzungsformen stellte fest, dass die Ziele vereinfacht formuliert und konkreter erfahrbar werden müssen um sie a) besser kommunizieren und b) besser überprüfen zu lassen. Es braucht eine auf Aktivitäten fokussierende Art der Kommunikation, die dabei deutlich die Menschenrechte betont und diese verletzende wirtschaftliche oder politische Interessen benannt werden.
Fazit: Die Agenda 2030 soll verstärkt als gemeinsamer Diskussions- und Aktionsrahmen des EPN Netzwerks genutzt werden. Sie bietet neue Chancen, globale Entwicklungsthemen stärker gemeinsam mit Aktiven etwa aus Jugend-, Frauen-, oder Umweltbewegungen zu thematisieren und im Inland durch Verknüpfung mit den Diskussionen um Nachhaltigkeit in breitere Kreise zu tragen. Sie bietet den Rahmen für verstärkte gemeinsame Dialoge zwischen globalem Süden und globalen Norden, hier vor Ort wie auch mit ProjektpartnerInnen außerhalb Deutschlands.
Um zu verhindern, dass eine selektive und rein positive Geschichte der Agenda geschrieben wird, während offensichtliche Probleme und auch Widersprüche zwischen Zielerreichungen von der politischen Bühne verdrängt werden, müssen die Ziele immer im Kontakt mit den deutlichen Widersprüchen für ihre Umsetzung thematisiert werden. Durch die positiven Zielvorgaben eignen sie sich auch für eine kritische und aktive Prozessbegleitung auf internationaler bis hin zur lokalen und kommunalen Ebene.Weitere Infos:
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