Workshop: Ungleichheit beenden, Armutsbekämpfung und Geschlechtergerechtigkeit

Im Rahmen des Hamburger Ratschlags zur Umsetzung der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung
Freitag, 18. November 2016, 16.30 Uhr bis 19.00 Uhr, Hamburger Volkshochschule, Schanzenstraße 75-77, 20357 Hamburg

Impulse:  
Prof. Dr. h.c. Christa Randzio-Plath, Marie-Schlei-Verein  
Wiebke Krause, Paritätischer Wohlfahrtsverband  
Cornelia Creischer, Landesfrauenrat

1Ziel 1. Armut in allen ihren Formen und überall beenden Ziel 5. Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen Ziel 10. Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern Die neue Dimension von gesellschaftlicher Ungleichheit ist eine der größten Fehlentwicklungen  unserer  Zeit.  Sie  trennt  Regionen,  Länder  und  Gesellschaften  innerhalb von  Staaten.  Sie verstärkt auch  die  Ungleichheit  zwischen  Männern  und  Frauen.

10Zu Recht will Ziel 10 mit seinen Unterzielen dazu beitragen, Ungleichheiten abzubauen – weltweit. Armut beenden ist weiterhin das prioritäre Ziel Nr. 1 und muss vor allem auf globaler Ebene abgebaut werden. Dennoch definiert das Ziel unter 1.2 den Anspruch die Armut nach nationalen Kategorien zu halbieren. So muss auch in Hamburg das Ziel 1 in seiner Bedeutung erkannt und umgesetzt werden. Hamburg – eine Stadt ohne Armut sollte das Ziel sein.

5Gleichberechtigung von Frauen und Männern als ein eigenes Ziel und als Querschnittsaufgabe  für  alle  Ziele  heißt  Ziel 5,  das  in  Bezug  auf  Frauenarmut,  Alleinerziehende, Lohnungleichheit, Sorgewirtschaft und Führungspositionen auch in seiner Umsetzung für Hamburg eine Herausforderung ist.

Armut überwinden auch in Hamburg

Arm  sind  in  der  EU  all  jene,  die  über  so  geringe  Mittel  verfügen, „dass  sie  von  der Lebensweise  ausgeschlossen  sind,  die  in  dem  Mitgliedstaat,  in  dem  sie  leben,  als Minimum  annehmbar  ist“  (Kommissionsbericht  der  Europäischen  Gemeinschaft, Brüssel  1983).  Das  ist  statistisch  dann  der  Fall,  wenn  jemand  über  weniger  als  60 Prozent des mittleren Einkommens einer Gesellschaft verfügt. Immer mehr Menschen in Deutschland fallen unter diese Definition. Sie sind arm. Wie passt das zur allseits gepriesenen wirtschaftlich guten und stabilen Entwicklung? Nicht  nur  Bruttoinlandsprodukt  und  Einkommen  steigen,  sondern  auch  die  Armutsquote, so der Bericht des Paritätischen Gesamtverbands vom Februar 2015. Mit 12,5 Millionen Menschen hierzulande gelten so viele als arm, wie noch nie im wiedervereinigten Deutschland. Es sind 15,5 Prozent der Bevölkerung, die laut Bericht unterhalb der  Armutsgrenze  leben;  und  das  im  viertreichsten  Land  der  Welt,  das  zudem  die zweitniedrigste Arbeitslosenquote in Europa aufweist.  Auch die OECD stellte zuletzt fest, dass die Ungleichverteilung hierzulande stark zugenommen hat. Ihr zufolge erzielen die obersten zehn Prozent der Bevölkerung heute siebenmal so viel Einkommen wie die untersten zehn Prozent. Vor 30 Jahren brachten sie es nur auf das Fünffache. Deshalb müssen Armutsursachen bekämpft werden, vor allem  Arbeitslosigkeit,  Lohnungleichheit  und  menschenunwürdige  Beschäftigungsverhältnisse sowie die Finanzierung von Sorgearbeit sichergestellt werden. Geschlechtergleichstellung durchsetzen Wir leben in einer Zeit großer Herausforderungen weltweit, europaweit, deutschlandweit und auch in Hamburg. Wir leben aber auch gleichzeitig in einer Welt mit vielfältigen  neuen  Chancen,  um  die  Herausforderungen  und  Probleme  anzugehen  und  zu bewältigen.

Globale  Herausforderungen  lassen  sich  nur  gemeinsam  bewältigen.  Die  UN-Agenda 2030 soll u.a. die Selbstbestimmung der Menschen stärken, Geschlechtergerechtigkeit und  damit  ein  gutes  Leben  für  alle  sichern.  Die  Gleichstellung  der  Geschlechter  ist eines der 17 Ziele der Agenda aber auch Querschnittsthema über alle Ziele. Ziel  5  will  Geschlechtergleichstellung  erreichen  und  alle  Frauen und  Mädchen  zur Selbstbestimmung befähigen. Die für die Erreichung des Zieles 5 definierten Vorgaben beziehen  sich  auf  die  Beseitigung  aller  Formen  von  Gewalt  gegen  Frauen  und Mädchen,  einschließlich  schädlicher  Praktiken  (u.a.  Kinderheirat,  Genitalverstümmelung).  Es  geht  außerdem  um  die  Sicherstellung  von  Chancengleichheit  im politischen, wirtschaftlichen und öffentlichem Leben und um gleiche Rechte bezogen auf  wirtschaftliche  Ressourcen  sowie  Förderung  der  Nutzung  von  Grundlagentechnologien  (besonders  Informations-  und  Kommunikationstechnologien)  durch Frauen.  Der  allgemeine  Zugang  zu  sexueller  und  reproduktiver  Gesundheit  und reproduktiven  Rechten  soll  ebenso  gewährleistet  werden,  wie  die  Entlastung  von Frauen  und  Mädchen  bei  der  von  ihnen  geleisteten  unbezahlten  Haus  und  Sorgearbeit. Gender Mainstreaming ist außerdem in weiteren Zielen der Agenda verankert (Querschnittsthema). Es  ist  ein  großer  Erfolg  der  Frauenbewegung,  dass  es  gelungen  ist,  Geschlechtergleichstellung und Empowerment von Frauen und Mädchen als eigenständiges Ziel in der Agenda 2030 zu verankern.
In keinem Land der Welt sind die Gleichberechtigung der Geschlechter und die Realisierung von Frauenrechten vollständig erreicht, auch in Deutschland und in Hamburg nicht. Mögliche Forderungen/Herausforderungen für Hamburg, Deutschland und alle UN-Staaten:

  • Gleicher Lohn für gleiche Arbeit
  • Eigenständige soziale Sicherung einschließlich Rente
  • Stopp der Gewalt gegen Frauen und Mädchen
  • Mehr Frauen in Führungsposition in Politik und Wirtschaft
  • Ein  geschlechtergerechtes  Finanzmanagement  (Gender  Budgeting)  des  öffentlichen Haushaltes.

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