Temperatur

2020 war das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnung vor 85 Jahren in Hamburg

Das Jahr 2020 geht seit der Wetteraufzeichnung 1936 als bislang wärmstes Jahr in die Geschichte ein. Mit einer Durchschnittstemperatur von 10,81 Grad Celsius war 2020 knapp wärmer als das alte Rekordjahr 2014, das geht aus einer durch die Umweltbehörde durchgeführte Auswertung der Messdaten vom Deutschen Wetterdienst hervor.

Die Jahresdurchschnittstemperatur in Hamburg hat sich im Vergleich zur Referenzperiode 1961-1990 inzwischen um 1,08 Grad Celsius erhöht. Das macht sich auf allen Fronten bemerkbar: Es gibt weniger Eis- und Frosttage und mehr Sommer- und Hitzetage. Besonders extrem war die Hitzewelle im August 2020, die mit einer Länge von 17 Tagen als bislang längste Hitzewelle in die Geschichte eingegangen ist. Brisant ist auch die Tatsache, dass wir aktuell die längste Zeit ohne Eistage erleben. Das letzte Mal, dass die Temperatur in Hamburg den ganzen Tag unter dem Gefrierpunkt geblieben ist, war am 25.01.2019, seitdem sind bereits 710 Tage vergangen. Der alte Rekord lag bei 421 Tagen.

Umweltsenator Jens Kerstan: „Es ist deutlich, dass der Klimawandel unseren Alltag mehr und mehr berührt. Vor diesem Hintergrund müssen wir unsere Anstrengungen deutlich verstärken: Wir müssen nicht nur dafür sorgen, dass wir mit ambitioniertem Klimaschutz die Klimafolgen abmildern, sondern auch anfangen uns an die Klimafolgen anzupassen. Wir stehen vor großen Herausforderungen, unter anderem bei der Anpassung der Ableitung von Regenwasser, zunehmender Versiegelung von Flächen, bei der Sicherung der Qualität der Gewässer, Parks und Grünanlagen und beim Hochwasserschutz. Wir wollen die Bürgerinnen und Bürger vor den negativen Folgen des Klimawandels schützen und die Funktionsfähigkeit der städtischen Infrastruktur erhalten, damit Hamburg eine zukunftsfähige, lebenswerte Stadt bleibt.“

Auch beim Niederschlag sind inzwischen deutliche Veränderungen sichtbar. Nach den bereits trockenen Jahren 2018 und 2019 ist auch 2020 über das gesamte Jahr gerechnet zu trocken gewesen. Besonders brisant war es im Frühling, als nicht mal die Hälfte der normalen Regenmenge runtergekommen ist. Auch der Sommer und Herbst waren trockener, während im Winter sogar über 60% mehr Regen als normal gefallen ist. Dies lässt sich auch im langjährigen Trend ablesen: insgesamt hat sich die Niederschlagsmenge kaum verändert, aber die Verteilung über das Jahr hat sich dahin bewegt, dass die Wintermonate deutlich nasser werden, während die Frühlings- und Herbstmonate deutlich trockener geworden sind. Für die Zukunft müssen wir uns außerdem auf mehr und heftigere Starkregenereignisse einstellen. Auch davon ist Hamburg in 2020 nicht verschont geblieben. Am 18 Juni wurden in Neugraben-Fischbek Regenmengen von bis zu 81 mm gemessen, das ist an einem Tag mehr als der gesamte Frühlingsniederschlag an der DWD-Messstation in Fuhlsbüttel. Ähnliche Niederschlagsmengen gab es am 3. Juni im Bereich Eidelstedt, wo innerhalb von zwei Stunden über 70 mm Regen gefallen ist.

 

2020 Mittelwert 1961-1990 Mittelwert

1991-2020

Langjähriger Trend
Durchschnittliche Jahrestemperatur 10,81 8,65 °C 9,73 °C + 1,08 °C
Anzahl der heißen Tage

(Höchsttemperatur 30°C oder höher)

13 2,5 5,9 + 3,4 Tage
Anzahl der Sommertage

(Höchsttemperatur 25°C oder höher)

33 19,5 29,8 + 10,3 Tage
Anzahl der Eistage

(Höchsttemperatur unter 0°C)

0 20,6 13,3 – 7,3 Tage
Anzahl der Frosttage

(Tiefsttemperatur unter 0°C)

37 77,4 64,9 – 12,5 Tage
Anzahl Sonnenstunden 1847,76 1557,02 1616,12 + 59,1 Stunden
Niederschlag in mm 668 mm 770,2 mm 770,5 mm + 0,04 %
Winterniederschlag (Januar, Februar, Dezember) 280,8 mm 174,92 mm 194,21 mm + 11,03 %
Frühlingsniederschlag (März-Mai) 79,7 mm 164,03 mm 153,78 mm – 6,25 %
Sommerniederschlag (Juni-August) 182,3 mm 226,9 mm 233,71 mm + 3,00 %
Herbstniederschlag (September-November) 125,2 mm 204,39 mm 188,84 mm – 7,61 %

Datenquelle: Deutscher Wetterdienst, Climate Data Center, Messstation Hamburg Fuhlsbüttel. Auswertung: BUKEA

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Quelle: Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft

2 Kommentare

  1. Heute hat auch der EU Copernicus Climate Change Service darüber informiert, dass 2020 in Europa ein rekordwarmes Jahr war – weltweit ist es so warm gewesen wie das bisherige Rekordjahr 2016.

    Dazu der Erdsystemwissenschaftler Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung:

    „Es geht nicht darum, dass ein Jahr rekordwarm war – es geht um den Trend der Erwärmung, angetrieben durch Treibhausgase aus fossilen Brennstoffen. Wir blicken zurück auf ein erschreckend warmes Jahrzehnt, mit einer erschreckenden Menge von Extremereignissen: Dürren in den USA, Buschbrände in Australien, die Liste ist lang. Die Wissenschaft zeigt sehr klar, dass wir unsere eigenen Lebensgrundlagen gefährden, wenn wir unseren Planeten weiter aufheizen; nie zuvor in der Geschichte der menschlichen Zivilisation hatten wir eine solche Erwärmung. Während jährliche Temperaturen schwanken können, wird der Erwärmungstrend weitergehen, wenn wir unseren Ausstoß von CO2 nicht rasch reduzieren. Wir können die Reduzierung schaffen, aber wir müssen wirklich jetzt damit anfangen.“

  2. Umweltsenator Kerstan mahnt zurecht – jetzt sind Taten wichtig!

    Der heutige Appell von Umweltsenator Jens Kerstan mit Verweis auf die Klimaentwicklung in Hamburg, mehr für den Klimaschutz und das Klimafolgenmanagement zu tun, wird vom BUND Hamburg unterstützt. Allerdings müssen diesen Worten Taten folgen. Im Verkehrsbereich steigen die CO2-Emissionen in Hamburg weiter an und die energetische Gebäudesanierung gerät ins Stocken. Damit droht die Stadt ihre Einsparziele bis 2020 deutlich zu verfehlen.

    „Solange der Senat neue Autobahnen bauen und die energetische Sanierung des Gebäudebestandes zusammenbrechen lässt, steht es nicht gut um den „Klimaschutz made in Hamburg““, stellt Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg fest.

    Auch beim Thema Flächenversiegelung sieht es nicht besser aus. Die Möglichkeiten der Stadt, mit Starkregenereignissen und Hitzewellen gut fertig zu werden, nehmen bei anhaltender Versiegelung jedes Jahr ein Stück mehr ab. Dies zeigt ein Vergleich der digitalen Bodenkarten der Stadt Hamburg 1984 – 2017 (siehe Anlage). Die digitale Bodenkarte wird alle fünf Jahre aktualisiert.

    „Umweltsenator Kerstan muss sich dringend mit Verkehrssenator Tjarks und Bausenatorin Stapelfeldt verständigen, wie der Anti-Klimaschutz-Trend in Hamburg gedreht werden kann. Die Autobahn A26 nicht zu bauen, mit der Wohnungswirtschaft eine Sanierungsrate festzulegen und eine City-Maut für den Autoverkehr einzuführen, wären ein guter Anfang“, so Braasch.

    Zum Hintergrund:

    Bis 2030 sollen laut Klimaplan durch energetische Gebäudesanierung 567.000 t CO2 eingespart werden. Dies kann nur mit einer Sanierungsrate von 2 Prozent pro Jahr (Gebäudebestand) gelingen. Die derzeitige Rate liegt bei lediglich 0,6 Prozent – Tendenz fallend.

    Die PKW-Neuzulassungen nehmen weiter zu. Waren laut Kraftfahrtbundesamt 2015 in Hamburg 750.510 PKW zugelassen, waren es 2019 schon 794.618. Die Hamburger CO2-Emissionen sind laut jüngster Verursacherbilanz des Statistikamtes Nord im Verkehrssektor von 4,466 Mio. t (2015) auf 4,706 Mio. t/a (2018) angestiegen.

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