Alle zusammen! DGB-Gewerkschaften rufen zu Solidarität auf

Die DGB-Gewerkschaften rufen Hamburgs Beschäftigte zum solidarischen Miteinander auf. „Die gesundheitlich notwendigen Corona-Maßnahmen trennen Kolleg/-innen voneinander. In den Produktionshallen muss Abstand gehalten und Kontakte reduziert werden. Andere sehen sich im Homeoffice nur noch per Video. Das darf nicht zu einer Entsolidarisierung führen. Im Gegenteil: Jetzt müssen wir alle noch mehr zusammenrücken. Gemeinsam können wir viel zum Schutz von Beschäftigten erreichen und Arbeitsbedingungen verbessern. Gewerkschaften stehen auch in der Pandemie für starken Zusammenhalt“, so Hamburgs DGB-Vorsitzende Katja Karger.

Ein Schlüssel dazu sei eine funktionierende Mitbestimmung. Karger: „Ob bei drohenden Kündigungen, dem Gesundheitsschutz oder mobilem Arbeiten – bei all diesen Fragen müssen Beschäftigte mitreden und mitentscheiden können. Wir sehen gerade jetzt in der Krise, wieviel das ausmachen kann. Arbeitgebern, die jetzt versuchen Mitbestimmung zu beschneiden, sagen wir den Kampf an.“ 

Die Vorsitzenden der acht DGB-Gewerkschaften in Hamburg haben auf einem Pressetermin heute einen Überblick über die Situation in den einzelnen Branchen gegeben.

Berthold Bose, Landesbezirksleiter ver.di Hamburg: „Wenn wir als Gewerkschaft und jede*r einzelne Beschäftigte jetzt den Einsatz von mobiler Arbeit/ Homeoffice zur Bekämpfung der Pandemie unterstützen, ersetzt das nicht die Mitbestimmung im Betrieb zur Regelung von Arbeitsbedingungen. Betriebsräte und Gewerkschaften sind bei der Gestaltung von digitaler Arbeit und alternativen Arbeitsorten einzubinden und angemessen zu beteiligen. Das gilt insbesondere, wenn in Unternehmen überlegt wird, diese Arbeitsform auch in Zukunft anzubieten oder sogar anzuordnen. Eine Homeofficepflicht lehnen wir ab.“ 

Ina Morgenroth, Erste Bevollmächtigte IG Metall Region Hamburg: „Wir brauchen neue Instrumente, um Beschäftigung zu sichern. Zum Beispiel durch Arbeitszeitverkürzung – eine 4-Tage-Woche mit Teilentgeltausgleich könnte eine Option sein, um auch nach der Kurzarbeit Beschäftigung zu halten. Ebenso sind Zukunftstarifverträge eine gute Möglichkeit, innerbetrieblich eine breite Akzeptanz von Veränderungen herzustellen. Denn neben der Corona-Krise müssen die Betriebe aktuell auch die Transformation bewältigen – die Digitalisierung und den Klimawandel. Da brauchen wir passgenaue neue Lösungsinstrumente. Deshalb sind das für uns wichtige qualitative Themen für die aktuelle Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie.“ 

Jan Koltze, Bezirksleiter IG BCE Hamburg: „Ein wichtiges Thema der IG BCE sind individuelle Nutzungsmöglichkeiten von Tarifabschlüssen. So wird für die Chemie Beschäftigten, über die Jahre 2020 bis 2022 gestaffelt, ein Zukunftsbetrag eingeführt und hat ab 2022 dauerhaft einen Wert von 23 Prozent eines tariflichen Monatsentgelts. Den können sie dann nutzen für freie Tage und Geld bis hin zur Altersvorsorge oder Langzeitkonten. Daneben wird erstmals in diesem Jahr mit Careflex, eine tarifliche Pflegezusatzversicherung eingeführt.“

Silke Kettner, Geschäftsführerin NGG, Region Hamburg-Elmshorn: „Küchen kalt, Restaurants verwaist, die Konten leer und immer noch kein Ende absehbar. Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sind nötig, wichtig ist aber auch das Auffangen der sozialen und finanziellen Folgen für die Beschäftigten in der Gastronomie und anderen Niedriglohnbereichen. Wenn hier nicht bald passiert, wird der Schaden für die Betroffenen und ihre Familien kaum gut zu machen sein.“ 

Matthias Maurer, Bezirksvorsitzender IG Bau Hamburg: Gemeinsam mit den Arbeitgebern haben wir einen „Corona-Schutzplan Bau“ auf die Beine gestellt. Unser wichtigstes Instrument ist die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft mit ihrem Arbeitsmedizinischen Dienst. Er hat bundesweit drei Millionen FFP2-Masken auf den Baustellen und in den Betrieben verteilt, organisiert Corona-Tests für die Kolleg*innen und hat eine Pro-Impf-Kampagne gestartet. Das medizinische Personal hilft auch direkt bei den Impfungen, so dass auch die Kolleg*innen aus den europäischen Nachbarländern, die hier auf den Baustellen arbeiten, mitgenommen werden.“

Frank Maur, Geschäftsstellenleiter EVG Hamburg: „Bei der Bahn verhandeln unsere Betriebsräte jetzt über die Umsetzung unseres Tarifvertrages zum Schutz vor Folgen der Corona-Pandemie bei der DB AG. Es geht zum Beispiel um das Thema Arbeitszeitplanung oder Zulagen für sogenannte Wissensvermittler, die Neueinsteiger, wie Auszubildende oder Quereinsteiger, unterstützen. Solidarität statt Spaltung ist für uns ein Leitspruch.“  

Anja Bensinger-Stolze, Vorsitzender GEW Hamburg: „Die Situation an den Schulen in der Pandemie ist schwierig und stellt die Lehrkräfte, aber auch die Schülerinnen, Schüler und Eltern vor enorme Herausforderungen. Die Lehrkräfte nehmen den Erziehungsauftrag ernst, arbeiten engagiert und haben wiederholt gefordert, die Bedingungen dafür zu schaffen, dass ‚Schule in der Pandemie‘ gelingen kann.“

Horst Niens, Vorsitzender GdP Hamburg: „Solidarisches Handeln ist in Zeiten der Pandemie oberste Pflicht. Viele Berufsgruppen und Lobbyisten betonen aktuell, wie besonders schützenswert gerade die von ihnen vertretene Gruppe ist. Ein solcher Wettbewerb spaltet die Gesellschaft. Alle Menschen sollten jetzt Geduld haben und darauf vertrauen, dass die Impfungen gegen Covid 19 in sachlich vernünftiger Reihenfolge umgesetzt werden.“ 

Schwerpunkte der DGB-Gewerkschaften werden in diesem Jahr sein:

–        Sicherung von Beschäftigung und Ausbildung
–        Weiterbildung und Qualifizierung neu denken und attraktiv machen
–        Guter und effektiver Gesundheitsschutz für alle, egal wo sie arbeiten
–        Über die Pandemie hinausdenken: Die Transformation durch Klima oder Digitalisierung läuft
–        Demokratie verteidigen – und zwar sowohl gesellschaftlich als auch betrieblich. Mitbestimmung im Betrieb schützt, macht Unternehmen erfolgreicher, flexibler und widerstandsfähiger.