Armutsbericht: Corona macht Arme noch ärmer

Wer wenig verdient, ist in der Pandemie oft noch ärmer geworden. Das belegt der Entwurf des Armutsberichts der Bundesregierung. Aus Sicht von Verbänden ein Versäumnis der Politik: Die Bemühungen, die Folgen der Krise abzumildern, reichten nicht aus. Dies berichtet die Tagesschau bereits zum  kommenden Sechsten Armuts- und Reichtumsbericht (6. ARB). Er wird demnächst auf www.armuts-und-reichtumsbericht.de veröffentlicht.

Pandemie trifft vor allem Langzeitarbeitslose

Bis Ende August 2020 hätten 15,5 Millionen Haushalte in Deutschland Einkommenseinbußen hinnehmen müssen. Gering- und Normalverdiener seien am stärksten betroffen. Weniger Rücklagen, geringere Chancen auf dem Arbeitsmarkt, Probleme beim Homeschooling lassen den ärmeren Teil der Bevölkerung zu den Verlierern der Pandemie werden. Die Auswirkungen der Pandemie auf den Arbeitsmarkt könnten dem Bericht zufolge insbesondere Langzeitarbeitslose treffen. Diese sähen sich verstärkt mit dem Problem eines teilweise verschlossenen Arbeitsmarktes konfrontiert. Während in der öffentlichen Verwaltung die Beschäftigtenzahlen stabil blieben, gab es bei Beschäftigten in der Gastronomie seit April einen Anstieg der Arbeitslosenzahlen um 80 Prozent.

VdK fordert Vermögensabgabe zur Finanzierung der Corona-Mehrausgaben

Der Regierungsbericht, der noch nicht offiziell veröffentlicht wurde, stellt außerdem fest, dass aus der Armut heraus die Aufstiegschancen sehr gering sind. VdK-Präsidentin Verena Bentele fordert: „Die Regierung muss endlich Maßnahmen treffen, um soziale Mobilität und Aufstiegschancen zu verbessern. Wenn das nicht geschieht, verfestigt sich die soziale Spaltung. Um zu verhindern, dass die Gesellschaft weiter auseinanderdriftet, brauchen wir für arme und einkommensschwache Menschen mehr Unterstützung. Höhere Regelsätze in Hartz IV und Grundsicherung, höheres Kurzarbeitergeld und die Verlängerung der Bezugsdauer beim Arbeitslosengeld sind dringend notwendig, um die Menschen in schwierigen Situationen zu unterstützen.“

Den Folgen der Corona-Krise soll kurzfristig mit einer Vermögensabgabe begegnet werden. Bentele: „Nun müssen die durch Corona verursachten Kosten gerecht verteilt werden. Deshalb fordert der Sozialverband VdK eine einmalige Vermögensabgabe. Nur Menschen und Betriebe mit großem Vermögen sollen herangezogen werden. Nicht einmal ein Prozent der Bevölkerung wäre von der Vermögensabgabe betroffen. Doch der Effekt wäre enorm, wir sprechen von zusätzlichen Steuereinnahmen im Milliardenbereich.“