Mit einer neuen Digitalstrategie setzt Hamburg kurz vor der Bürgerschaftswahl den Weg der digitalen Transformation konsequent fort. Ziel ist es, dass alle in gleichem Maße von den Chancen der Digitalisierung profitieren. Für Bürgerinnen und Bürger sowie für Unternehmen sollen die Verbesserungen im Alltag spürbar sein, indem zum Beispiel die Verwaltung effizienter und besser zugänglich wird. Dafür wird nicht nur das Angebot an digitalen Services ausgebaut und verbessert, sondern auch die Möglichkeit, Unterstützung zu erhalten, etwa bei der Aktivierung der Online-Ausweisfunktion oder der Einrichtung eines Servicekontos. Die Digitalstrategie nimmt indes nicht nur die Verwaltung, sondern das gesamte Gemeinwesen in den Blick. Denn digitale Lösungen sind essenziell für viele Bereiche des täglichen Lebens, ob in der Bildung, der Mobilität oder der Kommunikation – digitale Technologien vereinfachen in vielen Bereichen Prozesse, schaffen Transparenz und können den Alltag erleichtern. Weitere Informationen zur Digitalstrategie für Hamburg finden Sie hier.
Leider wird die Verbindung zur kommenden Hamburger Nachhaltigkeitsstrategie nicht deutlich. Die Transformationsprozesse sind nicht getrennt möglich. Digitalisierung muss als Treiber für Nachhaltigkeit wirken. Digitale Technologien können Prozesse effizienter gestalten, Ressourcen schonen und nachhaltige Innovationen ermöglichen. Digitale und sozial-ökologische Transformation laufen nur zusammen. Es klappt nicht, wenn nur die Verwaltung handelt. Transformation braucht Mitwirken aller.
Die Digitalstrategie Hamburgs ist ein ambitionierter Plan, der bereits viele relevante Aspekte adressiert. Um jedoch eine wirklich umfassende digitale Teilhabe zu gewährleisten, könnten zusätzliche Maßnahmen in den Bereichen soziale Inklusion, Zugänglichkeit, Bildung, Datenschutz und Nachhaltigkeit ergriffen werden. Ein integrativer Ansatz, der alle Bürger:innen – unabhängig von ihren individuellen Voraussetzungen – mitnimmt, wäre entscheidend für den Erfolg der digitalen Transformation.
Die neue Digitalstrategie Hamburgs verfolgt ambitionierte Ziele, um digitale Teilhabe und Transformation in der Stadt voranzutreiben. Dennoch gibt es potenzielle Lücken oder Bereiche, die noch stärker berücksichtigt werden könnten, um die digitale Teilhabe wirklich inklusiv und umfassend zu gestalten. Auf den ersten Blick fehlen Aspekte der Digitalen Teilhabe, die weiter ausgebaut werden könnten:
1. Umfassendere Ansätze zur digitalen Inklusion
- Barrierefreiheit für alle Zielgruppen: Obwohl barrierefreie Standards erwähnt werden, fehlen detaillierte Maßnahmen, wie speziell Menschen mit Behinderungen oder Senioren gezielt eingebunden werden sollen. Technische Lösungen, wie Screenreader-freundliche Webseiten oder einfache Benutzeroberflächen, könnten noch stärker priorisiert werden.
- Niedrigschwellige Angebote für benachteiligte Gruppen: Es gibt zwar „Digital-Lotsen“, aber ob diese flächendeckend erreichbar und ausreichend sind, bleibt offen. Mobilangebote oder Unterstützung in sozialen Einrichtungen könnten ergänzt werden.
2. Zugang zu digitalen Geräten und Internet
- Digitale Grundausstattung: In der Strategie wird nicht konkret erwähnt, wie Menschen ohne Zugang zu Endgeräten oder schnellem Internet unterstützt werden. Initiativen wie kostenlose WLAN-Zugänge in mehr öffentlichen Räumen oder Leihgeräteprogramme könnten helfen.
- Günstige Tarife für Bedürftige: Es fehlt ein Ansatz, wie sozial Schwächere finanziell unterstützt werden könnten, um digitale Angebote zu nutzen (z. B. vergünstigte Internet-Tarife in Zusammenarbeit mit Providern).
3. Digitale Bildung und Kompetenzen
- Kinder und Jugendliche: Medienbildung für Erwachsene ist abgedeckt, aber spezifische Programme für Kinder und Jugendliche – insbesondere solche aus bildungsbenachteiligten Haushalten – fehlen.
- Lebenslanges Lernen: Es könnte eine stärkere Verankerung von Fortbildungsprogrammen geben, die auch ältere Arbeitnehmer:innen oder Geringqualifizierte auf den digitalen Wandel vorbereiten.
- Praktische Schulung im Alltag: Die Förderung digitaler Kompetenzen durch Community-Programme, wie digitale Stammtische oder Nachbarschaftsprojekte, wird nicht thematisiert.
4. Datenschutz und Vertrauen
- Transparenz bei der Datennutzung: Zwar wird „verantwortungsvolle Datennutzung“ betont, aber es fehlen Details dazu, wie Bürger:innen über ihre Daten informiert werden und selbst Kontrolle darüber behalten können. Plattformen für die Einsicht und Verwaltung persönlicher Daten könnten die Akzeptanz steigern.
- Schutz vor digitaler Ausgrenzung: Es gibt keine klare Strategie, wie Personen geschützt werden, die nicht digital agieren können oder wollen, um nicht von staatlichen Services ausgeschlossen zu werden.
5. Soziale Aspekte der digitalen Transformation
- Gemeinschaftsorientierte digitale Angebote: Der Fokus liegt stark auf Verwaltungsleistungen, während Plattformen für bürgerschaftliches Engagement, lokale Vernetzung oder Nachbarschaftshilfe nicht hervorgehoben werden.
- Kulturelle Vielfalt: Wie nicht-deutschsprachige Bürger:innen erreicht werden sollen, wird nicht klar adressiert. Übersetzungen digitaler Angebote und kultursensible Programme könnten ausgebaut werden.
6. Nachhaltigkeit in der Digitalisierung
- Energieeffizienz und Ressourcenschonung: Der Umweltaspekt der Digitalisierung (z. B. CO₂-Emissionen durch Rechenzentren) wird kaum erwähnt. Nachhaltige IT-Infrastrukturen und Recyclingprogramme könnten eine Rolle spielen.
7. Langfristige Beteiligungsformate
- Partizipation der Bürger:innen: Die Strategie beschreibt wenig dazu, wie Bürger:innen in die Entwicklung und Bewertung digitaler Lösungen eingebunden werden können. Regelmäßige Dialogplattformen oder Co-Creation-Ansätze könnten die Akzeptanz steigern.
- Evaluierung und Feedback: Es fehlen Mechanismen, um regelmäßig die tatsächliche Nutzung und den Erfolg digitaler Angebote zu messen und bei Bedarf nachzusteuern.
Übersicht der bisher präsentierten Projekte
LLMoin: Der KI-basierte Textassistent LLMoin wurde speziell für die Bedürfnisse der Verwaltung entwickelt und in den Bereichen Datenschutz, Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit gezielt für den behördlichen Einsatz konzipiert.
Connected Urban Twins (CUT): Im Rahmen des CUT-Projekts kooperieren die Städte Hamburg, Leipzig und München miteinander, um Urbane Datenplattformen und Digitale Zwillinge als Werkzeuge der integrierten Stadtentwicklung zu etablieren.
RESCUE MATE: Unter fortlaufender Einbindung von Echtzeitdaten soll ein dynamisches Lagebild einer Katastrophensituation erstellt werden, die den Rettungskräften und Entscheidungsträgern eine umfassende Orientierung und Situationsbewertung ermöglicht. Ziel des Projektes ist es die koordinierte und interdisziplinäre Bewältigung von Katastrophen effizienter, schneller und besser zu gestalten.
Digital-Lotsen: Die „Digital-Lotsen“ bieten Bürgerinnen und Bürgern an sechs Standorten des Hamburg Service vor Ort die Möglichkeit, ohne Termin die Online-Ausweisfunktion zu aktivieren oder ein Servicekonto einzurichten. Mit diesem niedrigschwelligen Angebot sollen noch mehr Hamburgerinnen und Hamburger für die Nutzung von digitalen Verwaltungsdiensten begeistert werden.
Bild: © Senatskanzlei Hamburg
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