Die Dokumentation vom 12. Hamburger Ratschlag liegt vor.
Zum 12. Hamburger Ratschlag „Die Zukunft, die wir wollen – das Hamburg, das wir brauchen“ luden verschiedene Hamburger NRO ein, die sich für ökologische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Nachhaltigkeit engagieren. Stellvertretend verantwortlich dafür Arbeitsstelle Weitblick – Ev.-Luth. Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein, SID Hamburg–Gesellschaft für internationale Entwicklung e.V., Marie-Schlei-Verein e.V., Zukunftsrat Hamburg e.V., W3 – Werkstatt für internationale Kultur und Politik e.V., Sozialverband Deutschland e.V. – Landesverband Hamburg und BUND-Landesverband Hamburg e. V.
Begrüßung durch Amy Geisler (W3 – Werkstatt für internationale Kultur und Politik e.V.)
Hamburger Nichtregierungsorganisationen haben zu diesem digitalen Fachtag eingeladen, um ein solidarisches Plädoyer für das menschliche Überleben abzugeben. In der Einladung schreiben sie: „Dazu brauchen wir alle. Wir wollen Menschen gegen Resignation, Frustration, Angst und Verzweiflung für das kostbare Überleben auf dem Planeten Erde mobilisieren. Zur UN-Nachhaltigkeitsagenda gibt es keine Alternativen, die dem Planeten Erde und nachfolgenden Generationen ein gerechtes und gutes Leben möglich machen. Hamburg ist Teil dieser Welt und muss darum für die gemeinsame Zukunft handeln. Mit Frieden ist nicht alles möglich, aber ohne Frieden geht nichts. Die Initiative des UN-Generalsekretärs in der bedrohlichen Weltlage von heute überall weltweit einen Waffenstillstand zu schließen, verdient jede Unterstützung.“
Es geht darum, ins Gespräch zu kommen, um gemeinsam für eine menschliche Zukunft weiter arbeiten zu können. Wir dürfen nicht wegen Pandemie, Angriffskrieg, Klimakatastrophe den Mut verlieren. Gemeinsam wollen wir wissen, wie weit die Agenda 2030 in den kommenden 8 Jahren umgesetzt werden kann.
Keynote von Jens Martens, Global Policy Forum Europe
Jens Martens umriss in seiner Präsentation (https://www.2030hamburg.de/
wp-content/uploads/PP-JensMartens-251122.pdf) die globale Nachhaltigkeitsagenda in Zeiten multipler Krisen. Die Krisen verstärken sich gegenseitig, so dass man von einer globale Polykrise sprechen kann. Die Risiken sind erst noch zu erforschen. Die SDG bleiben der richtige Weg, aber der ökosoziale Wandel ist bisher nicht wirksam genug versucht worden. Die jüngste UN-Bericht zu den SDG enthält fundamentale Forderungen dazu. Der Bericht „Our Common Agenda“ des UN-Generalsekretärs bleibt richtungweisend. Wir brauchen eine „roadmap for survival“. Sofortige Beendigung aller bewaffneter Konflikte, denn „wir können Krieg und den damit verbundenen sinnlosen Verlust wertvoller Menschenleben und Ressourcen einfach nicht hinnehmen.“
Hinwendung zu kohlenstoffarmen, resilienten und integrativen Entwicklungspfaden, die die Kohlenstoffemissionen verringern, die natürlichen Ressourcen schonen, unsere Ernährungssysteme umgestalten, bessere Arbeitsplätze schaffen und den Übergang zu einer grüneren, integrativeren und gerechteren Wirtschaft vorantreiben. Umfassende Transformation der internationalen Finanz- und Schuldenarchitektur, um ein weiteres Auseinanderdriften der Länder zu vermeiden, bei dem der Aufschwung überwiegend den finanziell starken Ländern zugutekommt, während die Länder des globalen Südens zurückbleiben. Mit dem Slogan: „Breakdown or breakthrough“ haben die Vereinten Nationen für 2023 eine Serie von politischen Events gegen die globalen Krisen geplant.
Unter anderem geht es um eine neue Agenda für den Frieden, einen Globalen Digitalpakt, den Transforming Education Summit (September 2022) und schließlich den Summit of the Future im September 2024. Zur Halbzeit der SDG wird das Hochrangige Forum am 10.-19. Juli 2023 eine kritische Bilanz ziehen. Ein Zweiter SDG Summit (vorläufiger Termin 19.-20. September 2023) soll die Ziele justieren.
Was Mut macht: Massendemonstrationen gegen Autoritarismus, Politikwechsel für gesellschaftlichen Fortschritt, unerwartete Fortschritte bei internationalen Verhandlungen, Vereinbarungen zu Loss and Damage, Fortschritte beim UN Treaty Unternehmen und Menschenrechte. Referenzrahmen. Kommunale Nachhaltigkeitsstrategien boomen und einige Städte haben Voluntary Local Reviews vorgelegt. In Deutschland haben 221 Städte Ratsbeschlüsse zur Agenda 2030 unterzeichnet.
Immer mehr Städte (Kiel, Bonn, Mannheim, Düsseldorf) nutzen die SDGs als Referenzrahmen. Kommunale Nachhaltigkeitsstrategien boomen und einige Städte haben Voluntary Local Reviews vorgelegt. In Deutschland haben 221 Städte Ratsbeschlüsse zur Agenda 2030 unterzeichnet.
Friedensforum mit Kurzbeiträgen von:
Professor Dr. Michael Brzoska, IFSH Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik:
„Wie Frieden und Kooperation zu erreichen sind“
Die Militärausgaben hoch wie nie. Die Konkurrenz USA China dominiert alle Politik. Die UN haben eine Mehrheit für verstärkte Rolle der Generalversammlung bei Friedensfragen. Auch G20 sind zunehmend für Frieden und Gerechtigkeit aktiv. Guterres Agenda für den Frieden ist wichtig, das Ziel ist, die Militärausgaben zu senken. Sicherheit ist nicht nur Frage von Militär. Die Diskussion um ein One-Securtiy-Space muss an Bedeutung gewinne. Wir müssen Sicherheit umfassender definieren. Die OSZE braucht einen Neuanfang, muss wieder zu Rüstungskontrolle und Abrüstung beitragen. Die EU sollte sich wie solidarische Regionalorganisation verhalten. Humanitäre Hilfe, Rüstungskontrolle und Völkerrecht müssen gestärkt werden. Der Krieg gegen die Ukraine macht deutlich, dass internationale Verfolgung von Kriegsverbrechen effektiver organisiert werden muss.
Dr. Martina Fischer, Brot für die Welt:
„Zur Zukunft von Entwicklung und Entwicklungspolitik in Zeiten von Kriegen, zunehmender Ungleichheit und Armut“
Klaus Milke, Ehrenvorsitzender Germanwatch, Vorstand der Stiftung Zukunftsfähigkeit, Vorstand von Foundations20:
„Mit Klimakooperationen lassen sich noch immer globale Lösungen finden“
Klaus Milke stellte die Ergebnisse der COP27 in Ägypten in seiner Präsentation (https://www.2030hamburg.de/wp-content/uploads/KlausMilke12HHRatschlag.pdf) kritisch dar. Die UN-Gemeinschaft und auch die G20 (!), so hat der G20-Gipfel in Indonesien im November gezeigt, versuchen doch gemeinsam, die Multikrisen anzugehen. Der Bali Gipfel war wichtig für Multilateralismus
Kooperation wurde befürwortet, Krieg und Atomwaffen wurden verurteilt. Resilienz steht zunehmend im Zentrum und die ärmsten Länder setzen sich bei der COP 27 mit der Forderung für schnelle Mittel für Loss & Damage durch. Nur Kooperation und eine JUST TRANSITION ermöglicht ein Vorankommen und stärkt die Resilienz. Die Erneuerbaren Energien müssen und können dabei massiv vorangebracht werden – Kohleausstieg wird international adressiert, Gas und Öl unzureichend.
Wir müssen ganzheitlich vorgehen: SDG + Klima + Biodiversität gehören zusammen, das ist klar. Aber der Weg ist schwierig. Mit der Natur können die Menschen nicht verhandeln. Nicht umkehrbare Prozesse laufen, die wir als Menschen angestoßen haben. Kippunkte sind irreversibel, nur gute Worte können die Krise nicht aufhalten. Wie lässt sich Industrielobby stoppen? Die Ölindustrie floriert und möchte weiter Profit haben, mischt in der Politik stark mit. Solares Zeitalter ist dadurch ein Stück blockiert. In Sharm el Sheik hat Ägypten die Beteiligung der Zivilgesellschaft brutal eingeschränkt. Aber sogar in Golfstaaten gibt es Stimmen für eine post-fossiles Wirtschaft. Schauen wir, was dazu die COP 28 in den Vereinigten Emiraten zeigen wird. Wir sollten übrigens auch Verständnis aufbringen, dass afrikanische Staaten ihr Gas auch verkaufen wollen, um dann mit ihnen zu überlegen, ob nicht Erneuerbare gleich die Alternative sind.
Gemeinsam geht etwas! Schnelle Implementierung der 2015 gemachten Zusagen mit der 2030-Agenda und dem Pariser Klimaabkommen – ist nur durch mehr Zusammenwirken möglich. Mehr partnerschaftliche Kooperation steigert die Ambitionen. Mehr Geld ist nötig – insbesondere für die Schwächsten und am stärksten Bedrohten. Europa und die EU müssen ein Motor sein. Das „Entwicklungsland D“ kann auch dort eine wichtige Rolle spielen, mit allen Akteuren in der Gesellschaft, mit der Wirtschaft, den Gewerkschaften, dem Finanzsektor und einer wachen Zivilgesellschaft. Auch in Hamburg, auch in der Nachbarschaft und im Viertel.
Eine interessierte Diskussion im Plenum rundete den inhaltlichen Aufschlag ab.
Gefördert von der Norddeutschen Stiftung für Umwelt und Entwicklung aus Mitteln der Lotterie BINGO! Die Umweltlotterie in Hamburg
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