Frauen in Deutschland bekommen noch immer durchschnittlich 19 Prozent weniger Geld als Männer. „Damit haben wir die zweithöchste Lohnlücke innerhalb der Länder der Europäischen Union. Von der finanziellen Geschlechtergerechtigkeit sind wir noch weit entfernt“, sagt Katja Karger, Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Hamburg, anlässlich des Equal Pay Day am 10. März.
Der Equal Pay Day markiert symbolisch die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern: um das Einkommen zu erzielen, das Männer bis zum 31. Dezember des Vorjahres erhalten, müssen Frauen bis weit in das nächste Jahr hinein arbeiten – derzeit 69 Tage.
Karger geht davon aus, dass sich die Lücke durch die Auswirkungen der Corona-Krise deutlich vergrößern könnte. Das erklären auch Forscher/-innen der Hans-Böckler-Stiftung im Zuge neuester Untersuchungen, wonach häufiger Frauen ihre Erwerbsarbeit reduziert haben als Männer, um sich im Lockdown um die Sorge – und Familienarbeit zu kümmern. Das bedeutet in der Regel weniger Einkommen und ist gefährlich, weil nicht in jedem Fall die Rückkehr zur vorherigen Arbeitszeit garantiert ist.
„Der Umgang mit der zusätzlichen Sorgearbeit war ein gleichstellungspolitisches Desaster“, so Karger. „Unsere Aufgabe ist es nun, den Frauen den Rücken zu stärken, damit sie ihre berufliche Laufbahn fortsetzen und auf ihr ursprüngliches Stundenvolumen zurückkehren können. Langfristig muss es darum gehen, die unbezahlte Sorgearbeit zu Hause und die (bezahlte) Erwerbsarbeit besser zwischen den Geschlechtern zu verteilen. Denn dass Frauen weniger Erwerbsarbeit leisten, ist eine Ursache der Entgeltlücke.“
Außerdem müssen frauendominierte Berufe endlich besser bezahlt werden. Durch die Corona-Pandemie ist erneut deutlich geworden, wie wichtig die Arbeit von Frauen im Gesundheitswesen, im Einzelhandel oder auch in den Notbetreuungen der Kindertagesstätten ist, damit unsere Gesellschaft funktioniert. Aktuell scheiterten aber die Bemühungen um die Allgemeinverbindlichkeit eines Tarifvertrags in der Altenpflege. Über 80 Prozent der Beschäftigten in der Altenpflege sind Frauen. Für sie gilt weiterhin als Lohnuntergrenze ein Branchenmindestlohn von nur 11,60 Euro. „Ein katastrophales Signal. Das kann so nicht weitergehen, wir brauchen eine echte Aufwertung frauendominierter Berufe. Dafür muss mehr Geld ins System,“ so Karger.