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Am 3. Juni 2025 versammelten sich auf der Hamburg Sustainability Conference Expertinnen und Experten zur Diskussion „Advancing Responsible Digital Solutions for People-Centred Smart Cities“. Angesichts der rasanten Urbanisierung – über 55% der Weltbevölkerung leben bereits in Städten, bis 2050 könnten es 68% sein  – steht die Frage im Raum, wie digitale Technologien und Mobilitätsdaten für eine nachhaltige und inklusive Stadtentwicklung genutzt werden können. Während das Narrativ oft das Bild einer effizienten, vernetzten Zukunft zeichnet, ist es aus Sicht der Zivilgesellschaft unerlässlich, kritisch zu hinterfragen, für wen diese digitalen Lösungen geschaffen werden und ob sie tatsächlich den Menschen dienen, insbesondere jenen, die bereits marginalisiert sind.

Die Diskussion betonte das Potenzial der Technologie zur Verbesserung städtischer Dienstleistungen und zur Bewältigung drängender Herausforderungen wie Infrastrukturdefizite, Klimawandel und Armut. Technologie könne helfen, Städte widerstandsfähiger zu machen und das Leben der Menschen zu verbessern. Doch die ernüchternden Erkenntnisse aus den vorgestellten Studien lassen aufhorchen: Während 80% der Städte mit Technologien wie KI experimentieren, verfügen weniger als 10% über Governance-Rahmenwerke, um die damit verbundenen Risiken zu steuern. Dies deutet auf einen gefährlichen Fokus auf die Implementierung von Technologie hin, ohne die notwendigen Schutzmechanismen für die Bürgerinnen und Bürger zu etablieren.

Besonders besorgniserregend ist die Feststellung, dass nahezu 70% der Smart-City-Initiativen es versäumen, marginalisierte Gemeinschaften sinnvoll einzubeziehen. Dies ist ein fundamentales Versagen des „People-Centred“-Ansatzes, der im Titel der Sitzung so prominent genannt wird. Anstatt die digitale und urbane Kluft zu überwinden, laufen wir Gefahr, diese durch unbedachte Digitalisierungsprojekte noch zu vergrößern. Städte, die nicht die grundlegende digitale Infrastruktur besitzen (40% der Städte weltweit fehlen diese), stehen ohnehin vor massiven Hürden, überhaupt erst den Weg zur „Smart City“ zu beginnen.

Die Essenz einer wirklich verantwortungsvollen digitalen Transformation liegt nicht in der Technologie selbst – Technologie ist niemals genug, sie ist ein Hintergrund – sondern im „People-Centredness“ als praktischem Ansatz. Dies bedeutet, die Menschen dort abzuholen, wo sie sind, und die Bürgerinnen und Bürger frühzeitig einzubeziehen. Es geht darum, bessere Systeme und faire Ergebnisse für alle zu schaffen, nicht nur analoge Dienstleistungen zu digitalisieren. Die Entwicklung muss vom Bedarf der Gesellschaft geleitet werden, nicht nur von den Anbietern [aus früherer Diskussion, aber kohärent mit diesem Punkt].

Ein zentrales Problem, das aus zivilgesellschaftlicher Sicht oft übersehen wird, ist die Definition dessen, was eine „Smart City“ eigentlich ausmacht. Es gibt keine klare, universelle Definition. Viele assoziieren „Smart City“ primär mit Technologie. Doch die Erkenntnis, dass Technologie eher ein Helfer sein sollte, und die Erfahrung in Berlin, wo Bürgerinnen und Bürger in ihrer Vision einer Smart City viel weniger Technologie erwarteten als von den Planern angenommen, zeigen deutlich, dass die Perspektive der Menschen vor Ort entscheidend ist. Eine Stadt ist nur dann wirklich „smart“, wenn sie inklusiver wird und Segregation sowie Ungleichheit überwindet.

Die Daten, auf denen Smart-City-Systeme und insbesondere KI basieren, sind ein weiterer kritischer Punkt. Systeme sind nur so gut wie die Daten, die sie trainieren. Wenn diese Daten unvollständig sind oder historische Voreingenommenheiten widerspiegeln, führen die technologischen Lösungen zu vorgefassten Meinungen und Ungleichheiten. Das Beispiel aus dem Mobilitätssektor, wo Daten oft nur Autos abbilden, aber kaum Fußgänger oder Radfahrer, ist alarmierend. Dies führt dazu, dass KI-Systeme, die auf solchen Daten trainiert sind, voreingenommen sind und nachhaltigere Transportformen ignorieren. Für Regionen wie Afrika, wo bis zu 80% der Wege zu Fuß zurückgelegt werden und informeller öffentlicher Verkehr dominiert, ist dies eine existenzielle Diskrepanz zur Realität der Menschen.

Die Herausforderung der Informalität ist in vielen Städten des Globalen Südens immens. Große Teile der Bevölkerung und der Wirtschaft arbeiten informell und verfügen oft nicht über eine digitale Identität oder Bankkonten. Technologie muss Wege finden, diese Menschen einzubinden und die Teilnahme sowie den Zugang zu Dienstleistungen zu verbessern. Digitale Identität ist ein notwendiger Schritt, doch wie das Beispiel eines gescheiterten Projekts in Lateinamerika zeigte, bei dem Bürger sich weigerten, sich zu registrieren, weil sie der Technologie nicht trauten oder den Nutzen nicht verstanden, kann Technologie allein keine Lösung sein. Kultureller Wandel und Vertrauensaufbau sind ebenso wichtig.

Positive Beispiele, wie das Training von Frauen als elektrische Auto-Fahrerinnen in Indien, zeigen, dass es möglich ist, digitale Tools zu nutzen, um wirtschaftliche und soziale Ausgrenzung zu überwinden. Durch die Nutzung von Daten über ihre Fahrleistung konnten diese Frauen, die zuvor oft keine Bankverbindung hatten („non-bankable people“), Zugang zu Krediten zu erschwinglichen Zinssätzen erhalten und so ihr erstes eigenes Wirtschaftsgut erwerben. Solche Projekte, die Zivilgesellschaft, Privatsektor und Staat in „intentional platforms“ zusammenbringen, demonstrieren, wie Technologie wirklich dem Leben der Menschen dienen kann, wenn sie bedarfsorientiert und inklusiv gestaltet wird. Auch das Projekt zur Erfassung von Care-Economy-Daten unter Einbeziehung der Zivilgesellschaft in Buenos Aires und Mexiko-Stadt ist ein Beispiel für partizipative Datenerhebung und -nutzung.

Für eine gerechte digitale Wende sind die Prinzipien der Offenheit, Interoperabilität und der Nutzung öffentlicher Gelder für offene Lösungen entscheidend. Wenn öffentliche Gelder in Technologie fließen, sollten die Ergebnisse – Software, Daten – offen geteilt werden („public money, public code“). Dies verhindert proprietäre Silos, die den Datenfluss behindern und die Zugänglichkeit einschränken. Offene Lösungen ermöglichen es anderen Städten und Gemeinschaften, zu lernen, anzupassen und darauf aufzubauen, ohne jedes Mal von vorne beginnen zu müssen. Interoperabilität ist dabei keine Wahl, sondern ein Muss für Inklusion.

Die Implementierung dieser Prinzipien erfordert eine Reform der Governance und politischer Rahmenbedingungen. Vergabesysteme (Tendering) müssen Kriterien für Offenheit und Interoperabilität enthalten. Regierungen und städtische Verwaltungen benötigen Kapazitätsaufbau, um die Vorteile und Umsetzung offener Daten- und Softwaresysteme zu verstehen. Die Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren – Regierungen, Privatwirtschaft und vor allem der Zivilgesellschaft – ist unerlässlich. Die Zivilgesellschaft kann dabei oft als Brückenbauer fungieren.

Die internationale Zusammenarbeit und der horizontale Wissensaustausch zwischen Städten und Regionen sind von unschätzbarem Wert. Netzwerke wie die Open Data Charter oder internationale Smart City Initiativen erleichtern das Teilen von Erfahrungen und das Lernen voneinander. Die Erkenntnis, dass Städte aus sehr unterschiedlichen Kontexten, wie Deutschland und Afrika, oft ähnliche Probleme angehen, aber von grundlegend anderen Ausgangspunkten kommen, unterstreicht den Wert dieses Austauschs und die Notwendigkeit, von den Erfahrungen aller zu lernen, insbesondere von denen, die oft als „weniger entwickelt“ gelten.

Zusammenfassend lässt sich aus kritischer zivilgesellschaftlicher Sicht festhalten: Die Vision der Smart City birgt enorme Möglichkeiten, birgt aber ebenso große Risiken der Ausgrenzung und Spaltung, wenn die digitale Transformation nicht ganzheitlich und gerecht angegangen wird. Eine wirklich „smarte“ Stadt muss den Menschen in den Mittelpunkt stellen, digitale und soziale Ungleichheiten aktiv bekämpfen, die Voreingenommenheit in Daten und Algorithmen adressieren und die echte, sinnvolle Beteiligung aller Bürgerinnen und Bürger sicherstellen. Der Weg dorthin führt über starke Governance, offene Prinzipien, Kapazitätsaufbau und vor allem eine konsequente Zusammenarbeit, die die Stimmen und Bedürfnisse der marginalisierten Gemeinschaften in den Vordergrund stellt. Die Technologie ist das Werkzeug, das menschliche Wohlergehen und die Gerechtigkeit sind das Ziel.

Geschrieben von Gemini über navigator.2030hamburg.de.

Prompt: “Take a critical civil society perspective and Write a 12 Paragraph blogpost from the Audio file. It is a recording from Hamburg Sustainability Conference, June 3, 2025. Discuss: Advancing Responsible Digital Solutions for People-Centred Smart Cities.”


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