Das „Konzeptpapier für eine suffizienzorientierte Nachhaltigkeitsstrategie für Hamburg“ wurde im Juni 2025 im Auftrag des Nachhaltigkeitsforums Hamburg vom Wuppertal Institut erstellt, um Ziele für die Nachhaltigkeitsstrategie Hamburgs zu formulieren und suffizienzorientierte Indikatoren zu identifizieren. Ein zentrales Ziel dieses Papiers ist es, Empfehlungen für politische Entscheidungsträger*innen zu erarbeiten, die idealerweise in die zukünftige Nachhaltigkeitsstrategie der Stadt Hamburg einfließen sollen.
Die Diskussion möglicher Empfehlungen für politische Entscheidungsträger*innen, die in die zukünftige Nachhaltigkeitsstrategie Hamburgs integriert werden sollen, kann wie folgt zusammengefasst werden:
Grundlegende Prinzipien und übergeordnete Empfehlungen für die Suffizienzpolitik:
- Fokus auf Rahmenbedingungen statt individuelle Verantwortung: Die Suffizienzpolitik setzt bei der Veränderung der politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen an und nicht primär beim Individuum. Es wird betont, dass die Übertragung der Verantwortung für suffizientes Handeln auf das Individuum bestehende Ungleichheiten verstärken kann und dass Politik die richtigen Rahmenbedingungen und Anreize setzen muss, um suffizientes Handeln für alle zu ermöglichen.
- Suffizienz als notwendige Ergänzung zu Effizienz und Konsistenz: Suffizienz sollte eine zentrale Rolle in der Nachhaltigkeitsstrategie Hamburgs spielen und die bestehenden Strategien der Effizienz und Konsistenz ergänzen. Sie hilft, Rebound-Effekte zu reduzieren und positive Wirkungen zu verstärken.
- Emanzipative Suffizienz für soziale Gerechtigkeit: Dem Konzeptpapier liegt ein Verständnis von emanzipativer Suffizienz zugrunde, das einen nachhaltigen Lebensstil erleichtert und ermöglicht, indem es die gerechte Verteilung und Teilhabe im Sinne des Allgemeinwohls in den Fokus rückt. Individuelle Entscheidungen für nachhaltiges Handeln dürfen nicht zu weiteren Nachteilen führen, insbesondere für sozio-ökonomisch schwächere Gruppen.
- Proaktives Adressieren von Zielkonflikten: Suffizienz kann als Werkzeug dienen, um proaktiv Zielkonflikte anzugehen und innovative Lösungen zu finden, beispielsweise im Spannungsfeld von Klimaschutz und Wohnungsbau.
- Optimierung und Beschleunigung von Prozessen: Politische Entscheidungen sollten darauf abzielen, Prozesse für eine nachhaltige Stadtentwicklung zu beschleunigen. Dies erfordert:
- Ausrichtung jeder städtebaulichen Maßnahme auf eine dekarbonisierte, resiliente, ressourcenschonende und sozial gerechte Stadt.
- Integrierte Zusammenarbeit und angepasste Verwaltungsstrukturen durch Aufbrechen von Silos und Etablierung behördenübergreifender Planungs- und Entscheidungsprozesse.
- Wirkungsorientierte Bewertung und Finanzierung von Projekten.
- Interdisziplinäre Planung und Umsetzung.
- Experimentieren und Partizipieren: Förderung von Gestaltungs- und Verwaltungsinnovationen durch:
- Einrichtung „temporärer Experimentierräume“ auf Quartiersebene für innovative Projekte (z.B. temporär autofreie Quartiere, Begrünungsmaßnahmen, Wohnprojekte in ungenutzten Gebäuden).
- Aktive Einbindung der Stadtgesellschaft in die Umsetzung, nicht nur Informations- und Diskussionsformate.
- Kooperative Zusammenarbeit: Eine enge und kooperative Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Politik und Bürgerschaft, basierend auf sachlichem und lösungsorientiertem Dialog, ist unerlässlich.
Spezifische Empfehlungen und strategische Ziele in den Handlungsfeldern:
Das Konzeptpapier identifiziert vier maßgebliche Handlungsfelder und liefert Vorschläge für Ziele und Indikatoren:
- Gebäude:
- Strategisches Ziel: Optimierte Nutzung von Wohn- und Nicht-Wohngebäuden.
- Empfehlungen:
- Keine weitere Erhöhung der Wohnfläche pro Person; vorzugsweise eine Reduzierung um 10% gegenüber dem aktuellen Status bis 2045 (angelehnt an das Green-Supreme-Szenario).
- Förderung der Schaffung von Wohneinheiten durch Umnutzung, Umbau, Untervermietung und Nutzung von Brachflächen, statt nur Neubau.
- Reduzierung der Leerstandsquote von Nicht-Wohngebäuden.
- Priorisierung der Nutzung bestehender Potenziale (Leerstand, Aufstockung, Nachverdichtung) vor dem Neubau von Nichtwohngebäuden.
- Implementierung flexibler Nutzungskonzepte (z.B. Desk Sharing) in kommunalen Gebäuden.
- Förderung eines guten Mix aus Wohnen, Arbeiten und Freizeit, z.B. im Sinne der 15-Minuten-Stadt.
- Sicherstellung einer gerechten Verteilung der Wohnfläche über Alters-, Einkommens- und Stadtteilgruppen hinweg.
- Steigerung des Anteils barrierefreier Wohneinheiten, insbesondere im Sozialwohnungsbau.
- Erhöhung der Anzahl nicht kommerziell genutzter öffentlicher Flächen.
- Steigerung des Anteils von Gebäuden in kommunaler Hand.
- Energie:
- Strategisches Ziel: Endenergieverbrauch in Privathaushalten und Unternehmen senken.
- Empfehlungen:
- Reduzierung des Endenergieverbrauchs von Privathaushalten pro Person um 26,5 % bis 2030 und um 45 % bis 2045 im Vergleich zu 2008 (gemäß Energieeffizienzgesetz).
- Vermeidung von Strom- und Gassperren bis spätestens 2030 und Beendigung von Energiearmut.
- Steigerung der Beratungsgespräche und Beteiligungsquoten in Energiesparkampagnen.
- Reduzierung des Endenergieverbrauchs von Unternehmen je Mitarbeiter*in gemäß den Zielen des Energieeffizienzgesetzes.
- Stadt als Vorbildfunktion durch Maßnahmen wie die flächendeckende Umsetzung von Energieaudits und die Einführung eines systematischen Energiecontrollings in kommunalen Gebäuden.
- Förderung der Senkung der durchschnittlichen Raumtemperatur im Winter.
- Steigerung des Anteils privatwirtschaftlicher Unternehmen, die sich an Energiesparkampagnen beteiligen oder sich zur Klimaneutralität verpflichten.
- Mobilität:
- Strategisches Ziel: Klimaneutrales Mobilitätssystem entwickeln.
- Empfehlungen:
- Erhöhung des Anteils des Umweltverbunds (Fuß-, Rad- und öffentlicher Verkehr) auf 80 % bis 2030.
- Reduzierung der Pkw-Dichte privat zugelassener Fahrzeuge (Ziel 2030: -25%; Ziel 2035: -50% gegenüber Status Quo) und Ausweisung des SUV-Anteils.
- Reduzierung der Parkplatzfläche insgesamt oder je Einwohner*in.
- Ausbau des Fahrradroutennetzes und Verbesserung der Taktung und Pünktlichkeit des ÖPNV.
- Verringerung der durchschnittlichen Entfernung zu Stationen des Umweltverbunds.
- Sicherstellung sicherer Schulwege für Kinder, um eigenständiges Gehen zur Schule zu ermöglichen.
- Steigerung des Anteils barrierefreier ÖPNV-Stationen auf 100% bis 2030.
- Kreislaufwirtschaft und Konsum:
- Strategisches Ziel: Abfallaufkommen in Hamburg verringern, Ressourcenverbrauch mindern und alternative Wohlstandsmodelle etablieren.
- Empfehlungen:
- Reduzierung der Abfallmenge Siedlungsabfälle pro Kopf um 20 % bis 2030 und 25 % bis 2035 gegenüber dem Status Quo.
- Förderung suffizienten Konsumverhaltens durch weniger Neukäufe, Bevorzugung langlebiger und zirkulärer Produkte sowie Reparatur, Umnutzung und Kauf gebrauchter Waren.
- Die Stadt als Vorbildfunktion bei nachhaltiger Beschaffung und durch Zero-Waste-Kampagnen.
- Senkung des Rohstoffverbrauchs pro Kopf auf 10 Tonnen pro Person und Jahr bis 2030 und auf 8 Tonnen bis 2045.
- Steigerung der Anzahl/Dichte/Umsatz von Sharing-, Second Hand- und Reparaturangeboten.
- Förderung des Konsums pflanzlicher, saisonaler Lebensmittel und Reduktion von Lebensmittelverschwendung.
- Erhöhung des Anteils der Kantinen in öffentlichen Einrichtungen mit DGE-Qualitätsstandard auf 100% bis 2030.
- Einführung des Regionalen Wohlfahrtsindex (RWI) als Ergänzung zum BIP, mit dem Ziel, diesen bis 2030 um 31 Prozentpunkte zu steigern.
- Steigerung der Anzahl gemeinwohlorientierter Unternehmen.
- Prüfung und Umsetzung von Konzepten zur Senkung der durchschnittlichen Arbeitszeit (z.B. 4-Tage-Woche).
- Verringerung der Armutsbedrohung (Kinder, Jugend, Alter, Wohnungslosigkeit) und Ernährungsarmut.
Insgesamt zeigt das Konzeptpapier auf, dass Suffizienz als Schlüssel zur nachhaltigen Stadtentwicklung verstanden werden sollte, indem sie Ressourcenverbrauch und Umweltbelastungen innerhalb planetarer Grenzen hält und gleichzeitig ein „gutes Leben“ mit gerechter Verteilung und Gemeinwohl fördert.
[Erstellt mit KI navigator.2030hamburg.de. Prompt: „Diskutiere mögliche Empfehlungen für politische Entscheidungsträger*innen, die idealerweise in die zukünftige Nachhaltigkeitsstrategie der Stadt Hamburg einfließen.“]
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