Hamburg-Mitte setzt „Housing-First“ gegen Obdachlosigkeit ein

Der Ausschuss für Sozialraumentwicklung in Hamburg-Mitte hat am Donnerstag, dem11.02.2020 einen interfraktionellen Antrag der SPD, CDU, FDP, Grünen und Fraktion die Linke beschlossen, der einen Paradigmenwechsel in der Bekämpfung von Obdachlosigkeit voranbringen soll. Antrag_Housing_First

Die Bezirksverwaltung Hamburg-Mitte wird aufgefordert, zusammen mit der
Sozialbehörde und aktiven Trägern der Obdachlosenhilfe ein Housing-First Konzept
zu initiieren. Dieses soll langfristig dazu beitragen, die Zahl von obdachlosen
Menschen in Hamburg signifikant zu senken. Ferner ist die Bezirksversammlung
Hamburg-Mitte gerne bereit, dass der Bezirk für ein Modellprojekt zur Verfügung steht, um obdachlose Menschen dezentral und in eigenen Wohnungen unterzubringen.

Obwohl Hamburg deutschlandweit eines der besten Hilfesysteme und ein großes
ehrenamtliches Hilfenetz für obdachlose Menschen bietet, erfrieren im Winter dennoch immer wieder Obdachlose auf unseren Straßen. Durch die Pandemie wird die Situation für obdachlose Menschen noch gefährlicher. Durch den Antrag auf Bezirksebene unterstreichen nun die Bezirksfraktionen in Hamburg-Mitte die Dringlichkeit und die Bedeutung von Housing-First.

Housing-First bedeutet, dass Obdachlose dezentral, ohne Vorbedingungen eine
Wohnung (mit eigenem Mietvertrag) erhalten und nach dem Einzug Unterstützung von SozialarbeiterInnen in Anspruch nehmen können, wenn sie das möchten. Im
Gegensatz zu anderen betreuten Wohnformen entkoppelt folglich Housing-First das
Mietverhältnis vom Unterstützungsangebot und setzt für den Bezug der eigenen
Wohnung keine Bewährung in stufenweisen vorangegangenen Hilfemaßnahmen oder die Bereitschaft zu Abstinenz, Therapie, beruflicher (Wieder-) Eingliederung oder anderen vereinbarten Hilfezielen voraus. Gleichzeitig macht ein multiprofessionelles Team ein ständiges, offensives und individuelles Unterstützungsangebot. HousingFirst gibt es in verschiedenen Konzeptionen und mit verschiedenen Schwerpunkten. Der international erprobte Einsatz verspricht eine deutlich höhere Erfolgsquote in der Bekämpfung von Obdachlosigkeit als herkömmliche Ansätze.

Aktualisierung 12.04.2022:

Für das geplante „Housing First“-Konzept hat die Stadt nun die drei Träger gefunden. Diakonisches Werk Hamburg, Evangelisch-luherischer Kirchenkreis Hamburg-Ost sowie die Benno und Inge Behrens-Stiftung sollen 30 Obdachlose identifizieren, denen ohne Bedingungen ab dem 1. Juli eine eigene Wohnung zur Verfügung gestellt werden soll. Die Idee dahinter ist, dass sich die multiplen Probleme der Obdachlosen besser lösen lassen, wenn es eine sichere Unterkunft gibt. Die Sozialbehörde finanziert das Projekt mit 880.000 Euro. Zudem soll das Projekt evaluiert werden, wobei die Erfahrungen in anderen Städten und Ländern durchweg positiv sind, wenn sich denn genug bezahlbarer Wohnraum findet.
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