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Weibliche Sorgearbeit gerecht bezahlen

Die Sorge- und Pflegearbeit ist laut Hamburger Gleichstellungsmonitor immer noch vorwiegend in weiblicher Hand. „Es zeigt, dass Frauen den größten Anteil an unbezahlter Familienarbeit übernehmen. Es bedeutet auch, dass sie dadurch erheblich stärker von Altersarmut betroffen sind“, sagt Klaus Wicher, Hamburger Landeschef Sozialverband Deutschland (SoVD).

„Worte nützen nichts mehr – jetzt müssen endlich Taten folgen“

Hamburg, 23. Oktober 2020. Aus seiner Sicht sind jetzt nicht mehr Worte, sondern Taten gefordert: „Die Formen der weiblichen Sorgearbeit erkennt unsere Gesellschaft viel zu wenig an. Nicht ohne Grund gehen gerade die Pflegekräfte auf die Straße und kämpfen für eine angemessene Bezahlung. Hier hat die Politik in der Krise Versprechungen gemacht. Die müssen jetzt eingelöst werden. Worte nützen nichts mehr – jetzt müssen endlich Taten folgen!

Besonders betroffen seien Alleinerziehende und Ältere: „Sie sind es, die am Ende zu wenig Rente bekommen. Das bedeutet, diese Frauen sind entweder finanziell auf die Einkünfte ihrer Partner angewiesen oder müssen im Alter mit sehr wenig auskommen“, erläutert Wicher.

Wicher fordert erneut, die Rahmenbedingungen zu verbessern: „Als erstes brauchen wir absolute Lohngerechtigkeit. Zusätzlich müssen Konventionen und Rollenstereotype aufgebrochen werden. Das beginnt in Kindergarten und Schule und setzt sich fort, wenn es darum geht, welchen Beruf man ergreifen will. Wir brauchen grundsätzlich mehr Offenheit in Alltag und Beruf, über die Grenzen der Geschlechter hinweg.“

Für ihn zeigen die neuen Ergebnisse: „In vielen Hamburger Köpfen herrschen in punkto Rollenverteilung nach wie vor sehr traditionelle Vorstellungen. Viel zu viele Frauen akzeptieren das, zu viele von ihnen nutzen die besseren Angebote in der Kinderbetreuung nicht, um sich beruflich weiterzuentwickeln. Sie stellen ihre Bedarfe zugunsten von Familie, zu pflegenden Angehörigen oder Ehrenämtern zurück – und tragen dazu bei, dass es nach wie vor als selbstverständlich angesehen wird, dass im Ernstfall die Frau zuhause bleibt und der Mann das Geld verdient. In diesem Punkt sind wir noch meilenweit von einer Gleichstellung entfernt.“

Im Bereich Pflege wird die Diskrepanz besonders sichtbar, denn hier sind deutlich mehr Frauen als Männer tätig. So stieg in den letzten zehn Jahren die Zahl der in Pflegeheimen und Pflegediensten beschäftigten Frauen von knapp 15.800 auf gut 20.000, die der dort tätigen Männer von fast 3.800 auf gut 5.300.

Im Vergleich dazu sieht die Frauenverteilung in dem immer noch männerdominierten Ressort Politik deutlich schlechter aus: Nur vier Senatorinnen leiten eine Behörde, dagegen stehen acht Behörden unter der Ägide von Männern. „Erhebungen der Handelskammer haben ergeben, dass nur 24 Prozent der Führungsposten in Hamburg mit Frauen besetzt sind, eine beschämend kleine Zahl. Angesichts dessen denke ich, für eine echte Teilhabe von Frauen auf Entscheidungsebenen und in Schlüsselfunktionen ist der Weg immer noch sehr weit.“